Der nächste Schlag folgte tatsächlich noch am selben Tag. Man soll eben nichts beschworen. Es kam zwar nicht vollends unerwartet, aber es traf trotzdem. Wie redet man jemandem Selbstmordabsichten aus, wenn man doch selbst beginnt zu glauben, dass das Leben dieses Menschen vollends verpfuscht ist? Wie kann man ihm begreiflich machen, dass der Anker, von dem er sich die Hoffnung auf Rettung verspricht, ihn doch nur immer noch tiefer hinabziehen wird? Vorallem dann, wenn der Verstand dieses Menschen all das schon längst begriffen hat und nur das Herz sich noch sträubt.
Und warum zur Hölle fühl ich mich seitdem so unzulänglich? So als hätte ich sie verraten. Aber es ist doch gar nicht so, dass ich ihr nicht helfen will. Viel mehr ist es so, dass ich es einfach nicht kann. Aber ich glaube, ich hoffe, dass sie gar keine Hilfe erwartet, sondern nur ein offenes Ohr braucht. Und mein Ohr darf sie haben, solange sie will. Aber auch nur, wenn sie mehr nicht erwartet.
Irgendwann kommt für jeden der Tag
an dem man für alles bezahlt.
Dann stehn’ wir da, denken, wie schön es mal war.
Bereuen unsere Fehler, hätten gern alles anders gemacht.
Hätten all unsere Boshaftigkeiten niemals getan.
Wir leben versteckt, wischen all unsere Spuren weg,
vor den anderen und vor uns selbst,
damit kein Mensch jemals sieht, wer wir in Wahrheit sind.
Wo ist der Ort für den ehrlichsten Kuss?
Ich weiss, dass ich ihn für uns finden muss.
Auf ’ner Strasse im Regen, auf ’nem Berg nah beim Mond
oder kann man ihn nur vom Totenbett holen?
Wo ist der Ort für einen ehrlichen Kuss?
Den einzigen, den ich Dir noch geben muss.
All denen, die uns am nächsten steh’n,
tun wir am liebsten weh
und die Frage warum das so ist,
bleibt unser Leben lang steh’n.
Wann ist die Zeit für einen ehrlichen Kuss,
der all unsere Lügen auslöschen muss?
Gib’ mir die Zeit für einen ehrlichen Kuss.
So wollen wir uns küssen, wenigstens am Schluss.
Es wird ein Kuss sein, der alles verzeiht,
der alles vergibt und uns beide befreit.
Du musst ihn mir schenken – ich bin zwar ein Dieb -
doch gestohlen ist er wertlos, und dann brauch ich ihn nicht.
Die Toten Hosen
Ja, ich wünsche ihn euch. Diesen letzten Kuss und das ihr endlich den Frieden mit euch und miteinander macht. Und wie so oft schon stehe ich als Zuschauer daneben, versuche Kasper durch lautes Rufen vor dem Krokodil zu warnen und weiß doch ganz genau, dass er ohnehin nicht hören wird. Allerdings bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das Leben auch ein Happy End bereithält ...
Regenwolke - 19. Jan, 19:07
Merkwürdigerweise läuft gerade alles gut. Irgendwie zu gut. Eigentlich kann das nur daran liegen, dass sich die Menschen, von denen meistens die Probleme herrühren, im Moment die Füße still halten. Oder einfach nicht mehr mit ihren Problemen zu mir kommen.
Was tut man in sowelchen Zeiten? Glücklich sein und sich freuen? Nein, weit gefehlt. Man belastet sich mit anderen Dingen. Man hört weiter depressive Musik, liest alte Blogeinträge und -kommentare, um ja nicht auf den Gedanken zu kommen, dass irgendwann, irgendwie alles doch wieder gut wird.
Wann kommt der nächste Schlag in die Magengrube, Leben?
Und Du rufst in die Nacht
und Du flehst um Wundermacht,
um 'ne bessere Welt zu leben,
doch es wird keine andere geben.
Wann kommt die Flut - über mich?
Wann kommt die Flut - die mich berührt?
Wann kommt die Flut - die mich mit fort nimmt?
In ein anderes grosses Leben - irgendwo.
Joachim Witt
Regenwolke - 13. Jan, 00:17
Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu gehen
Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette
Und ein letztes Glas im Stehen
Für den Tag, für die Nacht unter eurem Dach habt Dank
Für den Platz an eurem Tisch, für jedes Glas, das ich trank
Für den Teller, den ihr mir zu den euren stellt
Als sei selbstverständlicher nichts auf der Welt
Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu gehen
Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette
Und ein letztes Glas im Stehen
Habt Dank für die Zeit, die ich mit euch verplaudert hab`
Und für eure Geduld, wenn`s mehr als eine Meinung gab`
Dafür, daß ihr nie fragt, wann ich komme oder geh`
Und für die stets offene Tür, in der ich jetzt steh`
Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu gehen
Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette
Und ein letztes Glas im Stehen
Für die Freiheit, die als steter Gast bei euch wohnt
Habt Dank, daß ihr nie fragt, was es bringt, ob es lohnt
Vielleicht liegt es daran, da´man von draußen meint
Daß in euren Fenstern das Licht wärmer scheint
Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu gehen
Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette
Und ein letztes Glas im Stehen
Reinhard Mey
Mal wieder eines dieser Lieder, die an ihn erinnern. Klasse. Eigentlich wollte ich das Thema doch ruhen lassen oder?
Aber eigentlich ist auch das eine der schönen Erinnerungen. Er, J. und ich in der Küche am Frühstücken und nebenher lief eben Reinhard Mey.
Und das letzte mal, dass ich es gemeinsam mit ihm hörte ist auch gerade einmal acht Tage her. Bei ihm in der Wohnung, standesgemäß mit Zigarette und Glas in der Hand, so wie es sich eben gehört.
Und der ursprüngliche Plan ihm Neujahr morgens noch eine böse SMS zu schicken, frei nach dem Motto "Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu gehen". Aber naja, das böse sein liegt mir einfach nicht mehr und es ist ohnehin unwahrscheinlich, dass dadrauf auch nur die allerkleinste Reaktion gekommen wäre.
Aber um einmal weg von den Erinnerungen zu kommen: Prinzipiell hat das Lied einfach nur recht. Das ist doch genau das, was man sich von Freunden wünscht oder? Dass deren Tür jederzeit offen steht, dass eine andere Meinung toleriert wird und dass sie einen als gleichwertig betrachten. Und ich denke genau diese Dinge sind bei all meinen engeren Freunden der Fall.
Regenwolke - 8. Jan, 18:33
Das Leben ist wirklich komisch. *seufz*
S., die noch vor ein paar Tagen meinte, sie wolle Abstand, weil sie nicht mehr wisse, was sie über wen oder was denken solle, überlegte es sich wohl doch anders. Plötzlich war da wieder das Nachrichtenfenster.
Also doch kein endgültiger Abschluss für dieses Thema. Irgendwie weiß ich gerade nicht, was ich darüber denken soll. Ich mag sie schon, aber irgendwie wird er immer zwischen uns stehen, fürchte ich. Irgendwo verständlich, schließlich lernten wir uns über ihn kennen und sind wohl beide noch eine ganze Weile an ihn gebunden. Obwohl ich die Brücken zerstört habe und auch nicht vor habe sie je wieder zu schlagen.
Bei aller Liebe, was diesen Menschen angeht ist meine Schmerz- und Toleranzgrenze mittlerweile überschritten. Und das obwohl sie gerade in diesem Fall verdammt hoch war. Nunja, die SMS und Nachrichtenverläufe sind schon lange gelöscht, kürzlich folgten Handynummer, Skype- und MSN-Kontakte und alles andere, was mit ihm zu tun hat.
Das einzige, was sich nicht löschen lässt, sind die Erinnerungen. Sowohl schlechte, als auch gute. Ja, unglaublich. Es gibt tatsächlich auch gute Erinnerungen an diesen Menschen. Und viele Dinge werden wohl auch fehlen. Diese besondere Art von Humor, die ich seitdem nie wieder gefunden habe. Dieser Blick, den man einfach nicht beschreiben kann. Die ständigen, irgendwie schon nett gemeinten, Stichelein. Die Gespräche, die teilweise bis spät in die Nacht dauerten.
Aber wie war das? Brücken abbrechen. Und zwar alle. Und hoffen, dass die letzte, deren Stützpfeiler man nur einreißen kann, von alleine zusammenstürzt, wenn die Zeit gekommen ist.
Das wärs gewesen.
Wir beide du und ich,
das wärs gewesen,
aber was geworden ist es nicht.
Ich hab irgendwo gelesen,
dass man so was nie vergisst.
Ich würd gern wissen wo du bist.
Das wärs gewesen,
das wars immer nur fast,
das wärs gewesen,
warum haben wir uns stets verpasst?
Wir haben uns irgendwann am Tresen
mal geschworn das irgendwann -
ich glaub da nicht mehr richtig dran.
Vielleicht im nächsten Leben.
Im nächsten Leben
da wird das mit uns beiden noch was geben.
Lebenslang mit dir zu leben,
ich n alter Sack und du n Besen,
das wärs gewesen.
Wise Guys
Wie dem auch sei, zwecks geregeltem Schlafrythmus, Kopfschmerzen und so werde ich mich dann wohl mal ins Bett verkrümmeln. Mal sehen, was das noch gibt. Und genug Wehmut für heute war das jetzt allemal.
Deutlich macht das doch nur, dass es noch eine Weile dauern wird, bis ich von ihm los bin. Schließlich ist es mir immer noch nicht möglich in ihm den Arsch zu sehen, der doch nun einmal leider ist.
Regenwolke - 7. Jan, 00:34
Ich bin müde,
will nur schlafen,
morgen, morgen schreibe ich,
meine Träume auf und sehe
wie in der Vergangenheit,
der Schmutz in meinen Eingeweiden,
im Rückenmark, im Hirn
begonnen hat zu faulen
und zu Gift geronnen ist.
Hannes Wader
Müde ... ja, das ist das Stichwort. Woher kommt diese alles erdrückende Trägheit, die es ohne überzeugenden Grund schier unmöglich macht, das Bett zu verlassen? Warum ist es soviel einfacher im Bett liegen zu bleiben und sich in Scheinwelten zu verziehen, indem man ein Buch nach dem anderen verschlingt und so gar nicht erst zu lassen, dass einem die bedrohlichen Gedanken über längere Zeit zu nahe kommen.
Und wenn es ihnen dann doch einmal gelingt den Kopf in Beschlag zu nehmen, dann verbreiten sie Angst. Angst vor der Zukunft. Angst vor dem Mensch, der ich geworden bin. Angst davor in den Spiegel zu gucken, weil ich diejenige, die mir aus dem Spiegel entgegen blickt nicht mehr einwandfrei mir zuordnen kann.
Früher hielt ich sowelche Beschreibungen in Büchern immer für übertrieben, aber langsam habe ich Angst, dass es stimmt. Das man sich über kurze Zeit so sehr verändert, dass man sich selbst nicht mehr wiedererkennt.
Woher kommt diese plötzliche Verbitterung?
Morgen werde ich dann wissen,
wie es heißt, woher es kommt
und wenn ich erst den Namen kenne,
bringt dies Gift mich nicht mehr um ...
Regenwolke - 5. Jan, 20:45
Was niemals sein darf,
kann und wird nicht sein,
Leicht verständlich und so unendlich schwer.
Vernunft ist verschleppt,
es gäb' ein Konzept,
wenn heut' noch alles so wie vorgestern wär'.
Wie kann es sein, daß das Glück sich verkehrt
und offenbar jede Lösung verwehrt?
Wise Guys
Die letzten Tage ist in meinem Leben wohl einiges gründlich schief gegangen. Und das machte diesen Schritt dann wohl nötig.
Eine Vertriebene, wenn man das so will, nur um das ganze mal ein wenig zu dramatisieren.
Das alte Blog ist verseucht. Verseucht von Erinnerungen, verseucht von Menschen und ich denke es ist Zeit für einen Aufbruch zu etwas Neuem. Auch wenn es vielleicht gar nicht so furchtbar neu ist. Die alte Plattform und sogar das alte Layout. Aber was will man machen?
Schlußstriche gezogen und ich denke aktuell besitze ich die nötige Konsequenz um die alten Brücken abzubrechen. Ich hoffe es zumindest.
Ich bin mir nicht einmal so sicher, ob das hier überhaupt was wird, schließlich ist das, was das Bloggen ausmacht wohl auch zu großen Teilen die Öffentlichkeit, dieses Abwägen von Worten, immer im Hinterkopf wer alles mitlesen könnte.
Aber vielleicht ist genau darum dieser Neuanfang nicht verkehrt. Momentan noch keine mir bekannten Mitleser, etwas das also einfach für mich ist. Wofür auch immer ... und vielleicht finden sich mit der Zeit ja doch ein paar Mitleser.
Wie kann es sein, dass Zufriedenheit verblaßt
und plötzlich irgendwie gar nichts mehr paßt?
Wer hat die Welt auf den Kopf gestellt?
Nichts geahnt und nichts geplant.
Überrannt und die Gefahr nicht erkannt.
Regenwolke - 4. Jan, 22:33